Meldung vom 10.01.2020

Stralsunder Zoo: die meisten Besucher seit der Wende

Zoo stellt sich für die Zukunft auf

Am 30. Dezember wurde im Stralsunder Zoo eine Inventur über den Tierbestand durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurden 1.117 Tiere in 185 Arten und 71 Haustierrassen gehalten.

Der Zoo Stralsund hat damit die meisten Haustiere in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Den Besuchern wird eine „Reise über den Bauernhof bis hin zum Dschungel vermittelt wird“, so Christoph Langner, Leiter des Zoos Stralsund. Unter der zahlreichen Anzahl an Tieren verbürgen sich 659 Vögel, 300 Säugetiere, 28 Reptilien, 53 Fische und 77 Wirbellose.

Kommen und Gehen
Im Jahr 2019 gab es zudem interessante Nachzuchten und Neuerwerbungen, aber auch einige Verluste im Tierbestand.
Der Zoo Stralsund konnte einen Karakal, zwei weiße Barockesel, einen Lewitzschecken, sechs Stinktiere, drei Kängurus, einen Lisztaffen, diverse Schafe und Ziegen, zwei Steinadler, sechs Rote Sichler, eine Victoria Krontaube, fünf Sonnensittiche, drei Rotschnabeltokos (siehe dazu auch im Text ganz unten), einen Lachenden Hans, diverse Hühner, Enten und Gänse nachzüchten. Zu den Neuerwerbungen gehören die Nördlichen Helmhokkos, Bambushühner, die Baerente, die Maoriente, Sonnenvögel, Mausvögel aber auch ein weiblicher Ozelot.
Verabschieden musste sich der Zoo Stralsund schweren Herzens von einer Löwin, zwei Trampeltieren, mehreren Zwergmaras und Hauskaninchen und einem Singschwan.

Absoluter Besucherrekord
Um mit einer weitaus erfreulicheren Nachricht aufzuwarten, lässt sich sagen, dass im Jahr 2019 ein „schöner Rekord eingefahren werden konnte“, freut sich Zoodirektor Dr. Christoph Langner. Seit der Wende waren die Besucherzahlen nicht mehr so hoch, wie im vergangenen Jahr. Die Rede ist hier von einer Gesamtbesucherzahl von 137.123, wobei sich diese aus 94.210 zahlenden Tagesbesuchern, 25.790 Inhaber von Jahreskarten und 3.822 Gäste der Zooschule zusammensetzt. Deutlich über 50% der Besucher kommen nicht aus Stralsund. Aus dem internationalen Gebiet konnten vor allem Gäste aus Dänemark begrüßt werden. Aber auch Besucher aus Japan, der Schweiz und Polen haben die Tiere des Stralsunder Zoos von näherer Entfernung aus betrachtet.
„Ansporn für das Jahr 2020 ist es, die 100.000er Marke an zahlenden Tagesbesucher zu knacken", schaut Zoodirektor Dr. Christoph Langner hoffnungsvoll voraus.

Der Zoo kann feiern
Auch was Veranstaltungen anbelangt hat der Zoo Stralsund keine Mühen gescheut. Am 07. Juli fand das Jubiläumszoofest als Hauptveranstaltung des letzten Jahres statt. Gemeinsam mit über 3.500 Gästen konnten der 60. Zoogeburtstag, das 50. Zoofest, 25 Jahre Verein der Zoofreunde und 10 Jahre Tiershow gefeiert werden. Bereits im Vorfeld nahmen 20 Stralsunder Radfahrer an der fast 300 Kilometer langen „Tigerradtour“ von Stralsund in den Zoo Eberswalde teil.
Weitere Veranstaltungen von Ostern bis Halloween hatten eine durchweg gute Resonanz. Einen festen Platz im Veranstaltungsangebot hat inzwischen die Tiershow mit über 100 Tieren.

Hier wird gebaut
Außerdem hat die Zooschule mit der Fertigstellung einer Wolfs-Infohütte eine wesentliche Bereicherung erfahren. Darüber hinaus wurde u.a. eine Voliere für Sonnenvögel und Bambushühner gebaut und der „Garten für alle“ fertiggestellt. Die Stachelschweinanlage wurde ebenfalls überarbeitet. Hier wurde das Gehege statt durch eines Zaunes, wie es zuvor der Fall war, durch eine Steinreihe abgegrenzt, sodass die Stachelschweine von diesem Zeitpunkt an von höherer Aufmerksamkeit der Besucher profitierten.
Nach langer Vorbereitung wurde endlich mit der Sanierung des Südamerikahauses begonnen. Mit der Unterstützung der Zoofreunde wird derzeit ein vorhandener Raum zu einer für Besucher einsehbaren Aufzuchtstation umgebaut, welche in der Regel für Vögel genutzt wird. Des Weiteren wurden die Vorbereitungen zum Bau einer Voliere für Sichler getroffen, die den Tieren mehr Platz bieten und ihnen die Möglichkeit geben soll, von dort aus direkt in die Tiershow zu fliegen.
Für das Jahr 2020 ist die Planung der Erweiterung des Bistros "Delikater" eines der größten Projekte.
Begonnen wird mit einem Masterplanprozess, das heißt, in diesem Jahr entsteht ein Plan dafür, wohin und wie sich der Zoo in den kommenden Jahren entwickeln will, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.

"Hände weg von Wildtieren!"
Wie in den Vorjahren kamen Tiere aus dem Zoo in Beweidungsprojekten zum Einsatz. Besonders hervorzuheben ist die Beweidung des Naturschutzgebietes Gersdin bei Franzburg mit Eseln. Die Tiere helfen dabei den ökologisch äußerst wertvollen Trockenrasenstandort zu bewahren.
In der Wildtierauffangstation des Zoos wurden im letzten Jahr 162 verletzte oder hilflose Tiere aufgenommen. In der Mehrzahl handelte es sich dabei um Vögel (128). Im Durchschnitt gelingt es ein Drittel dieser Tiere wieder auszuwildern. Ein weiteres Drittel muss eingeschläfert werden oder verendet und das letzte Drittel verbleibt dauerhaft in menschlicher Obhut, z. B. Exoten, Haustiere oder Tiere, die noch im Zoo gehalten werden können, wie flugunfähige Störche.
Langner möchte künftig mehr stark bedrohte Tierarten in Gewahrsam nehmen und somit den „Artenschutzaspekt in den Vordergrund stellen“.
Besondere Fälle in diesem Jahr waren ein Ohrentaucher, ein Ziegenmelker, ein Singschwan und vier Seeadler. Spitzenreiter waren elf junge Silbermöwen. Die Tiere brüten inzwischen in großer Zahl auf Hausdächern und die noch nicht flüggen Jungtiere werden häufig viel zu schnell von besorgten Passanten aufgelesen. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren bei allen Tierarten erheblich verstärkt. Hierzu ergeht nochmals der dringende Hinweis: „Hände weg von Wildtieren!“.

Das Weibchen wird eingemauert
Die Brutbiologie des Rotschnabeltokos ist eine ganz besondere. Das Weibchen bleibt die gesamte Brutzeit über eingemauert in Lehm, Mist und Fruchtbrei, in ihrem Unterschlupf. Es kann gerade so den Schnabel durch einen kleinen Spalt stecken, um so von dem Männchen die nötige Nahrung für sich und die Küken zu erhalten. Erst, wenn der Platz für Mutter und Küken zu klein wird, bricht diese den Verschluss auf und verlässt die Höhle. Der Verschluss wird von den Nestlingen erneut gefertigt. Beide Eltern sorgen sich nun um die Nahrungszufuhr.