"Eine Silvesterparty wäre fabelhaft“
Der sich das wünscht, ist Robert Lüders. Er ist Chef des „MIURA“, einer Diskothek an der Stadtgrenze von Stralsund zu Kramerhof.
Für ihn ist der Job des Betriebsleiters "seit sieben Jahren eine Herzenssache“, sagt er und blickt dabei wehmütig auf die leeren und verwaisten Räume in der Diskothek, in denen sich an guten Abenden und Nächten bis zu 500 Menschen drängten. Bis zum abrupten vorläufigen Ende. "Mittags um halb zwölf hieß es noch, ja, es kann weitergehen, und eine Stunde später kam dann das Nein.“ Wo sonst die Beats den Herzschlag bestimmen, herrscht seit zwei Monaten Stille, absolute Stille. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Nicht nur, dass seitdem die Einnahmen fehlen, auch sind Festangestellte und 25 Minijobber betroffen, die seitdem kein zweites finanzielles Standbein mehr haben.
Bei einem Termin vor Ort machte sich Oberbürgermeister Alexander Badrow jetzt ein Bild davon, wie die Lage von Diskotheken und Clubs ist. Er verweist dabei darauf, dass im Prinzip so gut wie alle geplanten Veranstaltungen nicht stattfinden können, die größtenteils auch nicht nachgeholt werden können. Lüders verdeutlicht die Dramatik: „Wir sind deutschlandweit gut vernetzt und wissen dadurch, dass zwei Drittel der Clubs bundesweit sagen: Wir halten das nicht mehr lange durch.“ Er hebt aber auch lobend hervor, dass Mecklenburg-Vorpommern eines der wenigen Bundesländer ist, bei denen die Clubs überhaupt in einem Stufenplan auftauchen – wenn auch erst in der letzten Stufe 5 im MV-Plan 2.0. Zudem bekräftigt er die Forderung der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), dass Richtlinien dafür aufgestellt werden müssten, wie es überhaupt weitergehen soll.
Lüders legt die Hände nicht in den Schoß, nutzt seine langjährigen Logistikwege und -partner und hat einen Onlineshop für Mundschutz und Werbematerial auf den Weg gebracht. Gerade für den Gastronomiebereich sei das sehr interessant, da er in der Lage sei, maßgeschneidert die entsprechenden Materialien zu liefern, wie z.B. Hinweisschilder für den richtigen Abstand. Eine weitere Idee war die einer Crowdfundig-Aktion, die sehr gut gelaufen sei: „Die Einnahmen aus der Aktion gehen zu 100% zu den Mitarbeitern, welche nach dem Aus ihres Minijobs keine staatliche Hilfe erhalten haben und so für ihr Engagement über die Zeit belohnt werden sollen."
Lobende Worte findet Betriebsleiter Lüders für die wirklich schnelle Soforthilfe des Landes: "Zehn Tage, nachdem ich das Geld beantragt habe, war es da. Da war ich richtig stolz auf unser Land“, blickt er auf die schnelle Hilfe zurück. Und wie kann die Stadt helfen? „Man muss die Leute mehr darauf aufmerksam machen können, dass Clubs und Diskotheken ihre Türen wieder öffnen dürfen - wenn es soweit ist“, hofft Lüders auf Unterstützung beim Neustart-Marketing. Weitere Ideen, auf welche Art und Weise den Stralsunder Clubs und Diskotheken geholfen werden könnte, nahm Oberbürgermeister Alexander Badrow mit ins Rathaus, um sie dort in den kommenden Tagen mit den Fachämtern zu besprechen. Zum Abschluss des Vor-Ort-Termins spricht Clubchef Robert Lüders seine Prognose in der aktuellen Situation aus: „Wenn wir eine Silvesterparty veranstalten könnten, das wäre fabelhaft!“