Dem Wulflamufer blüht jetzt was
Das Wulflamufer ist seit einigen Tagen um ein Blumenbeet reicher. Indisches Blumenrohr wiegt sich sacht im Wind, umgeben von rotem Federborstengras in einem Kreis von zartrosafarbenen Flammenblumen und weißen Prachtkerzen:
Es ist ein blühendes Symbol des Danks der Mut-Macherinnen* von DaMigra, dem Dachverband der Migrantinnen*organisationen Deutschlands. In dem Projekt Mut-Macherinnen* engagieren sich Migrantinnen* und geflüchtete Frauen*. Das Projekt bietet vielfältige Informations-, Beratungs- und Weiterbildungsveranstaltungen, ist Begegnungsort und Treffpunkt für viele Migrantinnen* in Stralsund. Nur 4,6 Prozent der Bewohner*innen von Mecklenburg-Vorpommern haben einen Migrationshintergrund, etwa 0,7 Prozent aller in Deutschland lebender Menschen ohne deutschen Pass wohnen in Mecklenburg-Vorpommern.
„Die Idee, den in systemrelevanten Berufen Tätigen mit Blumen „Danke!“ zu sagen, kam von den geflüchteten Frauen. Damit dieser Dank etwas länger sichtbar bleibt, wird ein Blumenbeet an einem öffentlichen Platz bepflanzt– so haben wir alle etwas davon. Es ist auch ein Symbol: 77 % der systemrelevanten Berufe werden von Frauen ausgeübt und die Mehrheit von ihnen hat eine Migrationsgeschichte.“ erläutert Anja Schmuck, Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Stralsund.
Für Frauen*, die geflüchtet oder migriert sind und die noch keine ausreichenden deutschen Sprachkenntnisse haben, ist es schwer, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen oder sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Oft fehlt es an Informationen über Beratungsangebote, Rechte und Pflichten. Hier helfen die Mut-Macherinnen* sich gegenseitig weiter und kooperieren mit Institutionen und städtischen Behörden. In Stralsund wird das Projekt aktiv von der Migrations- und Integrationsbeauftragten der Stadt unterstützt. Gefördert wird es von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.
Wem danken die Frauen* mit dem Blumenbeet am Wulflamufer?
„Wir bedanken uns bei allen Pflegekräften, Verkäufer*innen, den Postzusteller*innen, Ärzt*innen - bei all jenen Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und die mit ihrer Arbeit für uns alle da waren und sind. Wir danken allen Menschen, die sich an die Regelungen zum Infektionsschutz halten, die in der Isolation für andere da waren. Es ist auch ein Zeichen für die Mütter*, die ihre Kinder trotz Homeoffice im Homeschooling betreut haben.“, sagt Tatjana Schustova, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei den Mut-Macherinnen* in Mecklenburg- Vorpommern.
„Die Frauen*, die zu uns kommen und sich in unserem Projekt engagieren, machen leider noch sehr oft die Erfahrung, abgelehnt zu werden und leider auch manchmal angefeindet zu werden. Aber sie lassen sich dadurch nicht entmutigen. Es gibt auch viele gute Erfahrungen und schöne Begegnungen. Mit dem Blumenbeet möchten wir auch ein Zeichen setzen – für die blühende Freundschaft und Verständigung zwischen den Kulturen“, ergänzt Irina Fischer, DaMigra, Projektmitarbeiterin Mut-Macherinnen* in Mecklenburg-Vorpommern.
Viele Berufsgruppen der sogenannten systemrelevanten Berufe – Gesundheitswesen, Pflege, Reinigung, Transport- und Logistik -, sind im Niedriglohnsektor angesiedelt. In diesen Berufsgruppen sind Menschen mit Migrationshintergrund, gemessen an ihrem Arbeitskräftepotenzial, sogar überproportional vertreten. Darauf macht die aktuelle Studie Systemrelevant und prekär beschäftigt: Wie Migrant*innen unser Gemeinwesen aufrechterhalten des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) vom 25. Mai diesen Jahres aufmerksam.
Die Corona-Krise und ihre Effekte auf das Leben von Frauen* und ihren Familien ist auch das Thema der Mut-Macherinnen*-Veranstaltung auf der kommenden Interkulturellen Woche am 29.09.2020: Wie hat sich diese Krise auf das Leben der Frauen* ausgewirkt? Welche Lehren haben sie für zukünftige Krisen gezogen? Gibt es vielleicht auch positive Aspekte? Das werden die Frauen* auf einer Podiumsdiskussion auffächern – denn Corona wird nicht die einzige Krise bleiben, die wir zusammen bewältigen können.
Das Blumenbeet am Wulflamufer ist auch das blühende Ergebnis der wunderbaren Zusammenarbeit mit dem Amt Bauhof, Abt. Grün- und Parkanlagen der Stadt Stralsund. Ohne die tatkräftige Unterstützung in der Vorbereitung – von der Bereitstellung der Fläche über die Bearbeitung des Bodens, wäre die Umsetzung der Idee nicht möglich gewesen. Daher gilt auch ein Teil des herzlichen Danks der Stadt Stralsund und ihren Behörden.
Wer ist DaMigra?
DaMigra e.V., Dachverband der Migrantinnen*organisationen ist die Interessenvertretung von Migrantinnen*selbstorganisationen und ihren Belangen. Mit bundesweit über 70 Mitgliedsorganisationen aus unterschiedlichen Herkunftsländern steht der Verband als Ansprechpartnerin für Politik, Wirtschaft und Medien zur Verfügung, bietet Handlungsempfehlungen und kritische Begleitung von migrationspolitischen Prozessen. DaMigra e.V. setzt sich für Chancengerechtigkeit, Gleichberechtigung und für die Gleichstellung von Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte in Deutschland ein.
Quelle: Dachverband der Migrantenorganisationen DaMigra
Pressekontakt: Michiyo Fried, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DaMigra
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